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Semana Santa – Die heilige Woche
Während der Semana Santa (Karwoche) sind die Straßen von Sevilla von Palmsonntag bis Ostersonntag Schauplatz kilometerlanger Prozessionen. Allabendlich ziehen die Mitglieder von rund 60 Laienbruderschaften (cofradías), in Büßergewänder gehüllt, stundenlang hinter den von ihnen verehrten Heiligenfiguren (pasos) durch die Altstadt. Ihre Köpfe halten sie mit hohen spitzen Kapuzen (capirote) bedeckt. – Dieser Brauch geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als die öffentliche Züchtigung verboten war. Wer sich weiterhin kasteien wollte, verdeckte sein Gesicht. –
Diese gespenstische Szenerie wird durch Kerzen und Fackeln beleuchtet. Ab und zu stimmt am Straßenrand jemand ein religiöses Lied (saeta) an, dumpf klingender Trommelwirbel begleitet den nächtlichen Umzug. Manche der vermummten Büßer (nazarenos) gehen barfuß. Andere ächzen unter gewichtigen Lasten, so wie die jungen Männer (costaleros), welche die zentnerschweren Aufbauten mit einzelnen Marien- und Jesusfiguren auf ihren Schultern tragen.
Die Tradition der Semana Santa geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Die katholische Kirche wollte den Nicht-Lesekundigen ihre Lehre auf leicht verständliche und zugleich eindrucksvolle Weise vermitteln. Bedeutende Künstler wurden beauftragt, Heiligenfiguren aus Holz anzufertigen, die dann, mit wertvollen Seidengewändern bekleidet, vor den Prozessionen hergetragen wurden. Die Darstellungen waren so realistisch, dass sie tatsächlich einen tiefen Eindruck hinterließen.
Die erste „cofradía“ wurde 1531 in Sevilla gegründet. Wie die vielen nachfolgenden entstand sie als Reaktion auf damals grassierenden „Irrlehren“, gegen die man sich von Katholischer Seite aus wappnen wollte. Die Kirche suchte nach Wegen, um in das Bewusstsein der Menschen zu dringen. Die Schrift nutzte wenig, da die Bevölkerung zum Großteil aus Analphabeten bestand. Doch man konnte sie durch „reale“ Bilder erreichen. So wurden sie zu Elementen einer bildhaften Predigt ausgearbeitet. Es wurde die Leidensgeschichte Christi nachgespielt. Zunächst in den Kirchen, aber der Publikumsandrang wurde so groß, dass man auf die Strassen und Plätze ausweichen musste.
Zu Beginn verliefen die Prozessionen noch ungeordnet. Es wurden zunächst Bußstationen eingerichtet. Hier konnte man vor den dargestellten Szenen aus der Passionsgeschichte beten. Später setzte die Kirche Regeln für die Prozessionen durch, die bis heute gelten. Bis zu 8 Stunden kann es dauern, bis eine dieser Prozessionen zu einem genau bestimmten Zeitpunkt auf einer genau bestimmten Route von ihrer Pfarrkirche aus zur Kathedrale und zurück zur Pfarrkirche ziehen. Keine Schrittfolge, kein Kommando bleibt dem Zufall überlassen. Mit Generalproben in den Gassen der andalusischen Hauptstadt spielen sich die „costaleros“ lange vor Ostern millimetergenau auf ihre Auftritte ein. Auch die Reihenfolge während der Hauptprozession am Karfreitag hat eine seit 300 Jahren gültigen Ordnung. Die jüngeren Bruderschaften gehen am Anfang, die ältesten bilden den Schluss. Jede Bruderschaft besitzt eigene Embleme, Farben, Kostüme und Figuren.
Auch außerhalb Sevillas packt den Besucher die Faszination Semana Santa. Man kann z.B. den Prozessionsduft von Weihrauch und Kerzenwachs in den Gassen von Arcos de la Frontera einsaugen, maskierte Römer- und Bibelfiguren ziehen sieben Stunden und länger durch Puente-Genil, in Córdoba treiben bei Großprozessionen Bildnisse wie das der Schmerzensmutter Nuestra Señora de las Angustias und des Cristo de la Buena Muerte durchs Menschenmeer und in Granada kann man sich dem Bann der Stillschweige-Prozession (Processión del Silencio) und jener des Zigeuner-Christus (Cristo de los Gitanos) nicht entziehen. An Karfreitag und -samstag bringen sich bei den El-Paso-Passionsspielen von Ríogordo gut 400 Laienschauspieler des Ortes mit Leib und Seele ein. Sie spielen vor Tausenden Zuschauern und einer natürlichen Kulisse im Hinterland von Málaga.
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